Begrüßung
Bangkok und Ho Chi Minh City (hcm) sind für mich von oben besehen einerseits beeindruckend und andererseits sehr abstoßend. Wie kann man solche Beton- und Stahlhaufen der Erde aufbürden? Unwirtlich!!!
Hannah holte mich am Airport ab. Ein Taxi brachte uns in ihr Domizil
Hier ließ ich es mir ein paar Tage gut gehen. Die nähere Umgebung erkundeten wir zu Fuß. Und sofort überwältigte mich die Atmosphäre. Es ist nicht schön, nicht ruhig. Es ist das überschäumende pulsierende Leben, das mich alles Negative ausblenden ließ.

Auch war diese Betonwüste in ihrem Inneren erstaunlich grün. Dazu der vorzügliche Kaffee und Ananas von bisher unbekannt guten Geschmack.
Im Straßencafé erfuhr ich einiges über das Leben hier, ihre Arbeitsbedingungen und die ihrer vietnamesischen Kollegen. Es dauerte lange, bis ich bemerkte, mit wieviel Lärm uns die tausende Motorroller einhüllten und wie sehr wir dagegen anbrüllene mussten.

Abends fuhr ich als Hannahs Sozius mit dem Roller in die Innenstadt zu einem Restaurant. Ein Erlebnis der besonderen Art. Es war ein kribbelnd schönes Abenteuer.
Nach 200 m hatte ich Vertrauen in meine Tochter gefunden, die wie ein Teufel fuhr – Sicherheitsabstand? Fehlanzeige! Verkehrsregeln? Fehlanzeige! So kannte ich sie nicht. Stolz auf meine draufgängerische Tochter überflutete mich. Und Beruhigung, denn diese Energie wird ihr helfen.
Vietnam
Warum ich nach Vietnam fahre? Weil Hannah dort 1 Jahr arbeitet. Es ist schon schlimm genug, dass ich fliege. Das versaut mir meinen ökologischen Fußabdruck. Aber wenn ich schon fliege, dann nicht nur für 5 Tage. Also kommt das Rad mit und ich hänge 7 Wochen Radtour dran. Und natürlich kommt Rosa nach Da Nang und wir reisen gemeinsam mit Rucksack und Bus 2 Wochen durch’s Land.
In Bangkok ging die Radkiste nicht durch den Durchleuchtungsapparat und ich musste sie in der Poststelle verkleinern.
Beachtet die Scate-Rollen unten rechts, die den Transport wesentlich erleichtert haben. Eine Idee von Theo Türkenbus.

Meine Unerfahrenheit im Fliegen äußerte sich in der mangelhaften Gepäckorganisation, die mich eine Stange Lehrgeld gekostet hat. Aber es ist alles wohlbehalten und pünktlich angekommen. Zu meiner Rechtfertigung muss ich aber anmerken, dass man Dienste wie Flüge.de oder kiwi.com vergessen kann. Die können nur 08-15 abwickeln. Auch die vietjetair.com-Seite ist veraltet und führte mich zu falschen Schlüssen.
der Süden
In einem Saigoner Busbahnhof .
Wir waren gerade dabei die Räder einzuladen, als der Schalterangestellte angerannt kam und meinte er, hätte uns nur ein Fahrrad berechnet. Es ging kein Weg daran vorbei, wir mussten noch mal 400 k dong berappen.

Nach anfänglich erstaunlich guten Asphaltstraßen wurde es dann abenteuerlich aber eben auch interessant.

Das war der einzige Bach, den wir durchqueren mussten.

Wir fuhren auf einem schmalen betonierten Weg durch Kaffeeplantagen. Er hatte etwas sehr friedliches. Hier tranken wir auch den besten Kaffee, den ich in Vietnam bekommen habe.

Dann kam der Aufstieg ins zentrale Hochland

und der Regen. Wir wurden ordentlich nass. Aber es war eine warme Dusche und deshalb kein Problem.

Fotografieren muss sein. Wir sind in der Regenzeit. Nebel wird mich noch öfter begleiten.

Vietenam erzeugt einen Großteil seines Stromes aus Wasserkraft.
Weitere Einnahmequelle ist der Kaffee, hier auf schönen Terrassen angebaut.

Wir waren klatschnass als es Zeit wurde, unser Zelt aufzuschlagen. Ein geeigneter Platz war in den Bergen nicht in Sicht. So fragten wir den Baggerführer und natürlich durften wir bei ihm übernachten. Unter dem Vordach waren geeignete Pfosten für Hannahs Hängematte und mein Zelt fand auch Platz. Wir wurden zum Abendessen eingeladen und hatten viel Spaß miteinander. Die Zwergin Hannah ist hier eine Riesin.

Mit diesem Bus fuhr Hannah
von Gia Nghia nach Ho Chi Minh 280 km incl. Fahrrad für 220 T Dong zurück. Für die 80 km lange Hinfahrt mussten wir pro Person und Rad 600 T Dong berappen. Soviel zum Touristennepp.

Begegnung 1
Ich ließ es bergab laufen. Unten ging es über den Bach mit den üblichen Schlaglöchern. Die Felge schlug hart auf und ich spürte sofort: Plattfuß. In 10 Metern war ich im nächsten Anwesen wo ich mein Gepäck unter Dach Lagern konnte. Regen drohte. Die Felge hatte den Schlauch an zwei Seiten aufgeschlitzt. Schwierige Reparatur. Natürlich schauten die Bewohner des Anwesens zu, denn sowas ist hochinteressant. Als ich fertig war fragte ich, ob ich bei ihnen übernachten könnte. Aber der Hausherr lehnte ab.
Um 5:30 Uhr war es sinnlos weiterzufahren. Also fragte ich gegenüber. Der Hausherr stimmte zögerlich zu, lud mich aber gleich zum Abendessen ein. Als ich meinte, ich wollte mich nicht einladen, antwortete er: „das ist vietnamesische Gastfreundschaft“. Nach einer wohltuenden Dusche ging ich zum Abendessen. Es gab Reis, Fleisch, Fisch und ein sauer eingelegtes Gemüse, das wie Spinat schmeckte. Natürlich fehlten zwei Soßen zum tunken nicht.
Dank gutem Internet lief die Kommunikation schon bisher mit Google translate akustisch ziemlich gut. Der Hauser brauchte eine Weile, bis er die Disziplin hatte, im richtigen Augenblick zu sprechen. Mit zunehmendem Erfolg fand er Gefallen an der Unterhaltung und bediente mein Handy selbst. Neben dem üblichen ging es z.B. auch darum, ob ich eine Rente beziehe. Es kommt auch immer gut an, wenn ich von Hannah erzähle, die in Saigon arbeitet. An der Wand hiengen Urkunden. Ich fragte nach seinem Beruf und welche Art die Urkunden sind. Es waren Urkunden von seinen Enkeln. Er selbst war Landwirt und hielt Kühe und Schweine.

Am nächsten Morgen führte er mich über seinen Hof und zeigte mir seine Mühle und seine Tiere. Er war sichtlich stolz darauf. Dass ich fotografierte, zeigte ihm mein Interesse.


Als ich abfuhr stand das Paar in trauter Zweisamkeit vor seinem Haus und schaute mir nach. Es war rührend.

Blitzlicht Da The
Mehrfach hatte der Himmel heute schon seine Schleusen geöffnet. An uns war so gut wie nichts mehr trocken. Da geschah es schon zum zweiten Mal. Eine Vespa Fahrerin fuhr vorbei, drehte um, kam zurück und packte für uns einen Plastiküberzug gegen den Regen aus. Alles abwinken half nichts. Wir mussten ihn mitnehmen. Immerhin hatte Hannah für ihren Rucksack jetzt so ein Teil. Dafür war es sehr sinnvoll

Begegnung 2
Dieser Junge lief eine Weile neben mir her, als ich den Berg hoch schob. Er bog ab und begrüßte seine Mutter im Eingang eines einfachen Hauses.
Ich wollte doch ein Foto von ihm. Die Gitterstäbe des Fensters zwischen uns waren ihm ausreichend Abstand um ein Foto zu zulassen. Ich ging.

Halt. Die Nachbarn kamen herüber, eine Kanne Tee und Tassen in der Hand. Ich müsse doch Tee mit ihnen trinken, bedeuteten sie mir. Also nahm ich im einzigen Raum des Hauses auf dem Boden Platz und wir prosteten uns zu.
Schnelles lautes Vietnamesisch überflutete mich. Ich verstand nichts. Ich zückte mein Handy und tippte in Google Translate: „was wollen sie fragen?“. Sie verstanden es. Aber die Antwort einzugeben war ein größeres Problem.

Das war seine Stunde. Neugierig hatte er mir schon über die Schulter geschaut. Ich drückte ihm das Handy in die Hand. Schneller als ich das jemals können werde, tippte er „woher kommst du“ ein. Genauso flugs entzifferte er meine Antwort. Damit hatten die Erwachsenen Schwierigkeiten, denn die Sprachen sind sehr verschieden und Google translatet mit viel Fantasie.

Mit Elan managte der Junge die Kommunikation und alle hatten ihren Spaß. Das ist wichtig. Vietnamesen lachen gerne.
Begegnung 3
Ich verstand nicht, warum ich mein Rad nicht in den Park schieben durfte. Egal, wegen so was mache ich kein Theater. Mein Blick fiel auf ein offenes Fenster. Kaffeetassen standen auf dem Tisch und drumherum einige Personen. Genau das wollte ich. Im Cafe gibt es wlan und das brauchte ich um Unterkunft und einen Radladen zu finden.
Cả Phê? So ganz klar war meine Frage nicht, aber rel schnell war klar, dass ich Kaffee wollte und dass es welchen gab. Mir wurde ein Platz in der Runde Angeboten.
Auch das WLAN wurde mir schnell aktiviert. Das geht ohne Worte: wlan-Suche einschalten und Handy hin halten. Da die Aufforderungen deutsch sind, muss ich dann ein wenig helfen.

Das Übliche war schnell abgehakt. Dann: wie ich denn Vietnam fände? Sehr schönes Land, die Menschen viel gastfreundlicher als in De (Stirnrumzeln), von Kommunismus ist nichts mehr wahrzunehmen (wurde mit distanziertem Blick quittiert), zu hemmungsloser Kapitalismus. Nein, das stimme nicht. Durch den Kapitalismus käme jeder zu Recht und Wohlstand.

Durch Hannah geimpft, versuchte ich klar zu machen, dass die Wolkenkratzer in Saigon von den Menschen nicht gewollt sind, dass ein Drittel der Wohnungen leer stehe, weil sie zu teuer sind, und dass das eine Folge unkontrollierten Kapitalismus ist. Ein ziemlich kritischer Blick traf mich. Die Antwort war diplomatisch: „können wir uns darauf einigen, dass die politische Diskussion fehlt.“ Das konnte ich ohne zögern. Mit freudigem Handschlag wurde die Einigung besiegelt.
10 k vnd zahlte ich und äußerte meine Verwunderung über den niedrigen Preis angesichts der Sessel und des WLAN. Es sei hier eben billig. Als ich den deutschen Preis für einen viel schlechteren Kaffee nannte, brach schallendes Gelächter aus.
Ich altmodischer habe kein facebook, kein Twitter. Wir mussten uns trennen, ohne den gewünschten Kontakt aufrecht erhalten zu können.
Begegnung 4
Wenn ein Europäer Suppe stäbelt, dann ist das für vietnamesische Kinder ein Kasperletheater erster Güte. Und so lachten sie herzhaft über mich.
Nachdem mein Napf leer war, winkte ich sie heran und zeigte ihnen den Zoom der Kamera. Das beeindruckte sie. Und als ich ihren Onkel in verschiedenen Formaten in den Kasten bannte, war der Spaß groß.



Dem ganzen Treiben schaute Papa, der mich herein gebeten und mir beim Essen Gesellschaft geleistet hatte, gelassen zu.
Die Verwandtschaftsverhältnisse sind geschätzt.


