
In Langar machte ich in einem Hostel eine ausgedehnte Pause, aß gut zu Mittag und hielt ein kleines Schläfchen vor dem anstehenden Aufstieg. Ersin und Anne waren ein ganzes Stück vor mir und beobachteten mich von oben. Sie haben eine App, die Zeltplätze ausweist und damit einen guten Platz gefunden. Als ich in ihre Nähe kam, wurde ich von Anne wie ein Flieger an seinen Standplatz eingewunken. Es war der Beginn von sechs schönen Tagen gemeinsamer Reise.
Von Langar aus geht es 66 völlig unbewohnte Kilometer bis Khargush, das aus ein paar mehr oder weniger verlassenen Sennhütten und einer Kaserne besteht. Die Kaserne steht hier, weil die afghanische Grenze in Sichtweite ist. Von Khargush aus geht es weitere 56 km bis Alichur. Dort konnten wir wieder Lebensmittel einkaufen.

Der Anstieg von Langar bis 3500 m Höhe ist anstrengend. Danach geht es ohne größere Höhenunterschiede oberhalb der Talsohle entlang. Wir hatten immer Blick auf die afghanischen Berge der gegenüberliegenden Talseite. Es ist eine grandiose Natur, die die Anstrengung fast vergessen lässt.


Außerdem gab es hier schöne Zeltplätze


Unterwegs kamen uns mit einem Taxi andere Pamir-Reisende entgegen. Mit großem Hallo wurden wir begrüßt. Unter ihnen war Martin, mit dem ich in Rushan das Zimmer teilte. Er hatte infolge seines Magen-Darm-Problems so viel Zeitverlust, dass er die Tour nicht mehr mit dem Rad fahren konnte.

Von Khargush geht es über einen 4000 m-Pass zur M41. Die Bergfahrt war relativ leicht und wir freuten uns auf die Talfahrt. Aber sie war höllisch, insbesondere ein etwa 500 m langes sehr ebenes Teilstück mit weichem, tiefem Sand. Da werde ich schon etwas neidisch auf die leichgewichtigen Moutainbiker mit ihren dicken Reifen.

An der M41 fanden wir dieses verlassene Hostel. Kein schöner aber ein erträglicher Zeltpatz.
Während der Fahrt konzentrierten wir uns nur auf den Weg. Vergessen war das Wasser, fast leer unsere Flaschen. Deshalb ging Anne bei den Lkw-Fahreren Wasser betteln. Mit Erfolg!
Der Himmel auf Erden. Es gibt Asphalt. Wie lange sind wir nicht mehr auf sowas gefahren. Hurtig ging’s Richtung Alichur.
Dann lag es vor uns. Wasser und Lebensmittel in Sichtweite.

Die Luft war immer voller Staub, der von Afghanistan herüber wehte. Nur ein Regen hätte Klarheit geschaffen. Aber den gab es nicht. Diese beiden Bilder sind die gleiche Aufnahme. Das obere ist nachbearbeitet, das untere nicht. Seht mir nach, dass die meisten Bilder nachbearbeitet sind, auch wenn es ab und zu unnatürlich wirkt.

auf nach Murghab
Alichur ist ein trostloses Kaff. Es war die erste Möglichkeit wieder Wasser zu fassen. Man musste es mit einer Pumpe aus dem Grundwasser pumpen. Anders als ich hörte es Ersin gluckern. Er musste fünf Minuten pumpen, bis der erste Tropfen herauskam.

Außerdem konnten wir hier endlich Lebensmittel einkaufen. Der Laden wurde von einer Kirgisin geführt und war gut sortiert.
Da wir auf ziemlichen gutem Asphalt fuhren war die weitere Fahrt locker.


Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Es gab etwas Spannungen, weil den beiden kein Übernachtungsplatz gut genug war.

Aber sie hatten recht weiter zu fahren, denn wir fanden einen tollen Platz bei einem Bauernhof. Natürlich bekamen wir aus Gastfreundschaft leckeren Kefir. Kühe, Yaks und Ziegen liefen dort herum.

Die Kinder des Bauern waren sehr nett und interessierten sich natürlich für uns.

Am nächsten Morgen staunten wir, dass die Yaks hoch oben am Berg im steilen Hang standen. Wir hätten nie gedacht, dass sie so gute Bergsteiger sind.

Wir hatten noch 40 km bis Murghab und fanden dort ein gutes Hostel. Es war Sonntag und auf dem Basar war nicht allzu viel los. Eine junge Frau führte das Hostel. Sie verwöhnte uns mit frisch gebackenem, leckeren Fladen und Aprikosenkompott.

Mali und Yann, die sich mit Anna und Ersin verabredet hatten, trafen ein. Wir waren eine fröhliche und lustige Truppe.

Ich brauche eine SIM-Karte von Megaphone, weil Tcell hier nicht vertreten war. Die war sonntags nicht zu bekommen. Ich durfte mit Ersins Handy eine Sprachnachricht an Rosa Rose schicken, die seit einer Woche nichts mehr von mir gehört hatte. Die SIM-Karte hatte noch einen Tag gebraucht, bis sie in meinem Handy war. Megaphone war sehr schwach. Ich musste bei den Internetaktivitäten viel Gedult haben. Wir sind alle noch eine dritte Nacht geblieben, um unsere Kommunikation mit der Heimat zu erledigen.

Wasser ist einfach wichtig zum Leben.


