Einsamkeit

Rangkul

Von Murghab aus fuhren wir noch 13 km gemeinsam. Dann bog ich alleine nach Rangkul ab. 

Da drüben fahren die Vier kleinen Punkte weiter zum Ak-Baital Pass und zum Karakul.

Im Tal waren mehrere schöne Seen. Das Rangkuler Tal gilt als das Tal der Vögel. Jedoch habe ich kaum welche gesehen,  jedenfalls viel weniger als längs der M41 vor Alichur. Dort gab es salzige Seen.

Wie salzhaltig diese Seen sind, weiß ich nicht. Auf den Flächen außenherum gibt es weiße, also versalzene Bereiche.

In Rangkul wollte ich die Dünen aufsuchen. Ich fragte an einem Haus, ob ich mein Zelt dort aufbauen könnte. Es öffnete eine  junge Frau und erlaubte es mir.

Im Satellitenbild von Google Maps hatte ich vor der Reise nachgeschaut, wo die Dünen sind. In der direkten Linie machte ich mich auf dem Weg. Die ersten zwei Kilometer konnte ich fahren, dann schieben und dann ging wegen des sandigen Bodens auch schieben nicht mehr. Ich lies mein Fahrrad liegen, stellte den Tracker an und lief zu Fuß weiter. Der chinesische Grenzzaun kam nur sehr langsam näher. Ich bekam den Eindruck, dass die Dünen auf der chinesischen Seite der Grenze liegen. Auf jeden Fall war klar, dass die Tour in einem halben Tag nicht zu machen war. Da das Internet hier unbrauchbar war und ich somit keine weiteren Informationen erhalten konnte, beschloss ich auf die Dünen zu verzichten. Zuhause angekommen prüfte ich den Sachverhalt nochmals anhand von Google Maps. Der Grenzzaun verläuft doch hinter den Dünen. Aber von Rangkul aus sind es mehr als 12 km. Man muss ohne Auto einen ganzen Tag für die Tour einplanen.

Für all die, die glauben, es sei zu gefährlich sein Rad einfach liegen zu lassen: es ist sehr schwierig, ein Rad in der flachen Wüste wieder zu finden. Erst auf eine Distanz von 10 m sieht man es. Was sind 10 m in einer endlosen Weite? Ich war froh, dass der Tracker an war!

Blick auf Rangkul


Ich nutze den Rest des Tages und stieg auf eine etwa 4000 m hohe Anhöhe. Es stürmte derartig, dass  mein Rucksack, als ich ihn absetzte, beinahe davon geblasen wurde. 

Karakul

 Auf der Rückfahrt von Rangkul war der Blick in die Berge imposanter als auf der Hinfahrt. Hier regnet es auf der rechten Seite. Ich konnte oft beobachten, dass die Regen wie hier sehr lokal sind. Manchmal erreichen die Regentropfen nicht einmal den Boden. 

Die chinesische Grenze. Wie paranoid muss dieser Staat sein, dass er in dieser wilden Ödnis seine Grenzen mit einem lächerlichen Zaun sichern muss. Es gab genügend Schäden im Zaun, wo eine Person ohne weiteres hätte hindurchgehen können.

Auf der weiteren Fahrt traf ich Markus und Anna. Wir zelteten etwa 3 km vor dem Ak-Baital Pass. 

Ich musste alleine zum Ak-Baital hochschieben. Natürlich habe ich das Schild unten gesehen. Wie  von europäischen Pässen gewöhnt, habe ich es oben erwartet. Dort stand keins und ich bin ahnungslos über den Pass gefahren. Deshalb kein Bild. Dieses Bild ist etwa 500 m nach dem Pass entstanden.

Der kirgisische Junge hat sein Gesicht vor den Fliegen geschützt. Das machen alle Hirten, auch die Tajiken. Er lud mich zu einem Tee ein, aber ich wollte weiterfahren.

Die klassische Behausung der Kirgisen ist die Jurte.

Ich hatte mittlerweile Anna und Markus wieder erreicht und wir fuhren bis wir den Karakul sehen konnten. Wenige Kilometer mussten wir zurück und bogen dann ins Bartang-Valley ab. Ich hatte grundsätzlich vor, einen 5000er zu besteigen. Hier war die Gelegenheit. Je weiter ich talabwärts fuhr desto größer würde die aufzusteigende Höhe werden. Ich besprach es mit Markus und entschied mich für dieses Abenteuer. Somit fuhren mir die beiden davon.

Im Vordergrund stand der sportliche Ehrgeiz. Ich wusste nicht was mich erwartete.
Mein Zelt fand dort hinten bei den Hirten seinen Platz.

Am nächsten Morgen ging ich um 5 Uhr los. Unterwegs fand ich diese Hörner eines Marco Polo Schafes.

Blick ins Tal und auf die anderen Berge beim Aufstieg.

Blumen gibt es hier wie in den Alpen

Nach 5 Stunden hatte ich den Gipfel erreicht. Ich stand auf dem 5047 m hohen Urtabuz. Es war fantastisch. Die Ruhe hier oben und der Rundblick waren umwerfend. Es war lauwarm bei schwachem Wind. Ich konnte nicht genug bekommen. Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Der sportliche Asüekt trat völlig in den Hintergrund.

Das folgende Bild ist der Blick auf den Karakul von der M41 aus. Wir waren hier noch 10 km vom See entfernt. Mehr haben wir unten nicht gesehen.

Die folgenden Bilder sind der Blick vom Urtabuz. Es ist grandios.

Ich bin 4 Stunden abgestiegen, habe mein Zelt abgebaut, gepackt und bin losgefahren. Nach wenigen Kilometern war diese Furt zu queren, über die wir schon in Murghab diskutiert hatten. Es war leicht. Nur an einer Stelle war sie knietief

Nicht viel später kam ein heftiger Sturm auf. Eine Bö hätte mich beinahe vom Rad geblasen. Es war sinnlos, unter diesen Bedingungen die Fahrt fortzusetzen. Im Schutz eines kleinen Hügels baute ich mein Zelt auf. Die Steine verhindern, dass der Wind die Häringe herausrüttelt.

Einsamkeit

Udara ist der erste Ort im Bartang Valley, der mehr als zwei Häuser umfasst, also das erste Dorf. Von Murghab bis Udara sind es 223 km. Auf dieser Strecke bin ich an drei Stellen vorbeigefahren, an denen Menschen wohnen:

 Ein Dorf kurz vor dem Abzweig nach Rangkul

 Der kirgisische Junge nach dem Ak-Baitalpass

Eine kleine kirgisische Ansiedlung nach dem Urtabuz

Der Senn mit Frau und Sohn am Beginn des Bartang Valley

Darüber hinaus gab es noch zwei Sennereien, jeweils mit einem Haus und einem Pferch. In beiden war kein Mensch, als ich vorbei fuhr.
Die Gegend ist praktisch menschenleer. Es gibt nichts zu erzählen.

Hier gab es nur Berge

Yaks

Ich fand diesen schönen Zeltplatz. Die Natur schenkte mir den doppelten Regenbogen.

Morgens um 6 Uhr krabbelte ich aus dem Zelt und, wow, sah diese Berge. Auch dies war ein traumhafter Platz, den ich nur ungern wieder verlassen habe.

In dem tollen Bach habe ich mich nicht gewaschen, weil ich es mir zu kalt war. Im Nachhinein ärgere ich mich. Ich hätte es tun sollen, einfach um das Baches willen.

Schau genau hin, dann siehst du, dass zwischen
dem Tal im Vordergrund
und
den hohen Bergen im Hintergrund
ein tieferes Tal liegt. Auf der dessen Talsohle liegt Udara, das erste Dorf im Barthang Valley.