über die Berge nach Brasov

Klöster im Norden

Die Klöster im Norden Rumäniens nehmen im Dumont Reiseführer einen großen Raum ein. Sie sind deshalb ein Muss selbst für einen Radtouristen. Da ich sowieso zu den Huzulen  wollte, die in derselben Region wohnen, war es klar, dass ich einige Klöster in meine Route einbinde.

Alle Klöster haben gemeinsam, dass sie in der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts entstanden sind. Sie sind Burgen ähnlich mit einer mehr oder weniger mächtigen Mauer befestigt. Die meisten Kirchen innerhalb der Klöster sind innen und außen mit Fresken bemalt. Bis auf Arbore sind alle Klöster noch von Mönchen und/oder Nonnen bewohnt. Sie sind in der Regel als Stiftung der örtlichen Fürsten entstanden.

Moldovita ist das kleinste und meines Erachtens auch das schönste Kloster. 
https://manastireamoldovita.wgz.ro/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kloster_Moldovi%C8%9Ba

Hier die Anbetung der heiligen drei Könige als Beispiel dafür, wie detailliert die Bemalung ist. Da ich selbst mit Kalkputz gearbeitet habe, kenne ich die handwerklichen Schwierig-keiten. Es ist für mich unvorstellbar, wie man ein solches Bild auf Kalkputz malen kann.

Sihastria Putnei gehört nicht zu den Sehenswürdigkeiten. Es ist ein neueres Kloster. Mir hat dieses Dach gefallen. Außerdem habe ich dort Silviu getroffen. Er ist Rumäne, hat 3 Jahre im Ruhrgebiet gelebt und spricht deshalb gut deutsch. 36 Jahre alt will er im Kloster bleiben. Das ist ein Beispiel dafür, dass die Orden keineswegs unter Nachwuchsproblemen leiden.

Das Kloster Putna ist gewaltig befestigt. Seine Kirche ist außen nicht bemalt. Dafür hat es einen schönen Rosengarten. Auf dem Parkplatz vor dem Kloster habe ich einen gut deutsch sprechenden Rumänen getroffen und eine Frau. Beide waren sehr interessiert an meiner Radtour und meiner Ausrüstung.

Das Kloster Sucevita ist, wie Moldovita übrigens auch, UNESCO Weltkulturerbe. Schon am Foto sieht man, dass hier mehr Platz ist. Die Bemalung ist sehr gut erhalten. 

https://manastirea-sucevita.ro/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kloster_Sucevi%C8%9Ba

Hier ein Beispiel der Malerei im Detail. Man schaue, wie hochnäsig die gut Betuchten links der Verbrennung des armen Opfers zuschauen.

Von Arbore ist im Wesentlichen nur noch die Kirche erhalten. Von der Klostermauer sind Reste zu sehen. Die Anlage strahlt eine große Ruhe aus, die ich mit diesem Bild einfangen wollte.

http://wikipedia.de.nina.az/Kloster_Arbore.html

Bänke

Schon im Iza Tal fiel mir auf, dass vor vielen Häusern eine Bank steht. Immer wieder sitzen auch Menschen darauf und schauen dem Leben auf der Straße zu. Ursprünglich sind es alles Straßendörfer. Erst mit der Zeit kamen Parallelstraßen und Querverbindungen hinzu. Somit ist von alters her die Straße der Kommunikationsraum und es ist folgerichtig, dass die Bewohner sich da eine Bank hinstellen.

Auch abseits des Hauses sitzt es sich gut auf einer Bank.

Nach dem Schwatz kommt die Arbeit: die Kuh wird zum Melken in den Stall gebracht.

Die hatten schon ihren Spaß, als da so ein verrückter Radler ankam. Die Menschen lassen sich oft gerne fotografieren.

Regen

In der Nacht hatte es schon kräftig geregnet. Solange ich im Zelt lag, war die Geborgenheit schön. Aber raus??? Ich wartete eine Regenpause ab, um das Zelt abzubauen. Das Frühstück fiel bei dieser Nässe aus.

Ich hatte mich gerade in den Sattel geschwungen, da fing der Regen wieder an und der Asphalt hörte auf. Regen und Schotter – einer der Albträume.

Der Regen wurde stärker. Ich verkroch mich für zwei Stunden in eine Bushaltestelle. Da konnte ich das Frühstück nachholen.

Weiter ging es über eine mehrere Kilometer lange Baustelle mit Schotter und Matsch. Auf dieser Strecke traf ich einen Rumänen, der sehr gut deutsch sprach. Er hatte mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet und freute sich, mal wieder deutsch sprechen zu können. Danach gefragt sagte er, dass man in Deutschland besser lebt. Seine Aufenthaltsgenehmigung wurde wegen der Asylanten aus dem mittleren Osten beendet. Zorn oder Ärger empfand er darüber nicht. Stattdessen zog er über die rumänische Regierung her. Sie verspreche viel und halte nichts. Auf die Straße, durch deren Baustelle ich gefahren bin, haben sie viele Jahre gewartet. Im letzten halben Jahr seien die Preise für Baumaterialien auf das doppelte gestiegen. Viele Häuslebauer wie ihn trifft das hart. Und was macht die Regierung? Wir verabschiedeten uns.

Irgendwann hört der Regen mal auf. Dann hat die Natur mit teils Nebel teils klarer Sicht ihre besonderen Reize. 

Die Kleidung am Leib trocknet bei der Bergfahrt durch die Körpertemperatur und bei der Talfahrt durch den Fahrtwind erstaunlich schnell.

Dann fand ich auch noch diesen schönen Platz mit Sonne und etwas Wind. Da war das klitschnasse Zelt in kurzer Zeit trocken. Der Kocher wurde angeworfen und es gabt einen gutes Abendessen mit Tee.
Der Regen war vergessen. Alle Nässeprobleme haben sich innerhalb von diesem Tag aufgelöst. Die Sicht am Pass war wegen dem vorausgegangenen schlechten Wetter so schön. So haben unangenehme Ereignisse manchmal gut Folgen.

Hunde

Wenn die Hunde dir an die Wade wollen, hast du keinen Nerv zu fotografieren. Deshalb habe ich nur Fotos von braven Hunden.

Für die bissigen hatte ich mir ein Pfefferspray gekauft und leicht greifbar am Vorbau befestigt. Aber es ist nicht nur schwer, in so einer Situation zu fotografieren sondern auch mit dem Pfefferspray richtig zu zielen. Einmal war ich erfolgreich und der Köter zog ab. Nach wenigen weiteren Versuchen war das Pfefferspray leer. 20 € für eine sinnlose Anschaffung!

Der Weg war schlecht. Ich wusste, ich muss abbiegen. Da kläffte der Aufpasser und in weniger als einer Minuten war ich von 5 zähnefletschenden Bestien umgeben. Ich griff zum üblichen Mittel des Radlers und trat kräftig in die Pedale. In der Hektik bog ich nicht ab.  Also zurück in die Höhle des Löwen. Außerhalb des Gefahrenbereichs schnitt ich von der Weide am Wegrand eine schöne Rute. Mit ihr in der Hand fuhr ich los. Was war das? Der Aufpasser kniff angesichts meiner Rute den Schwanz ein. Anstatt zu bellen machte er einen großen Bogen um mich. Da der Alarm fehlte, kamen seine Kampfgenossen nicht zum Vorschein und ich fuhr unbehelligt meinen Weg.

Nach der Erfahrung habe ich die Methode noch mehrmals getestet. Sie war immer erfolgreich. 

Außerdem war es oft besser, nicht schnell sondern ruhig weiter zu fahren.  Das signalisiert: ich fliehe nicht, ich habe keine Angst vor dir. Das funktioniert wahrscheinlich nicht, wenn man sich innerhalb seines Reviers befindet. Wie weit das geht, ist natürlich unbekannt.

Ich kann allen Radlern nur raten: spart euch das Geld für’s Pfefferspray und nehmt einen passenden Stock mit. Eine Erfindung dazu muss ich noch machen: wie befestigt man den Stock am Rad, so dass er nicht verloren geht und mit einem schnellen Griff einsatzbereit ist.

Hunde sind Aufpasser. Bei alleinstehenden Gebäuden oder Herden herrscht normalerweise Ruhe, auch die ganze Nacht. Wenn plötzlich das Gebell los geht, dann ist das mit Sicherheit von einem Tier -Bär, Wolf, Fuchs oder sonstiges- ausgelöst. Nach wenigen Minuten hört das Gebell auf.

Anders ist das in Siedlungen. Irgendein Köter findet immer einen Grund zu bellen und dann stimmt die gesamte Meute mit ein. Das hat zur Folge, dass die halbe Nacht meist ohne Grund gebellt wird.

Manche Hunde laufen auch frei herum. Die finden dann immer mein Zelt und meinen, es sei notwendig, dieses Zelt anzubellen. Als ob sich so ein Zelt durch Gebell beeindrucken ließe. Ich ja auch nicht. Manchmal hat man 10 Minuten Gebell vor dem Reißverschluss. Ich sollte bei so einer Gelegenheit einmal die Rute ausprobieren.

Es ging berauf, so konnte er gut mithalten. Etwa 2 km leistete er mir Gesellschaft, dann kam ein flacher Abschnitt und ich fuhr ihm davon.

Markt

Keine Sonne, kein Wind. An diesem Morgen musste ich mein Zelt, das gestern Abend so schön getrocknet war, wieder klatschnass einpacken. Wie fast jede Nacht hatte es kräftig getaut. Gut gefrühstückt ging es locker bergab. Nach einer Weile verdichtete sich der Verkehr. Dann wurde es Verkehrschaos mit einer Menge Fußgängern dazwischen. Aah, da war Markt in Borca.

Klar, dass man in dieser Gegend Zaumzeug für Pferde braucht.

Pflaumenbäume gibt es eine ganze Menge, als Obst im Laden aber weniger als zuhause. Und Pflaumenmarmelade muss man suchen. Warum?

Die meisten Pflaumen werden vergoren, kommen DA rein und als klares Wässerchen wieder raus.

Alles, was man in einem landwirtschaftlichen Betrieb braucht, gibt es hier.

Man beachte die Sägeschwerter von Stihl. Kein Billigfabrikat!

kein Fotografierwetter, aber wenigstens trocken.

Wer genau hinschaut sieht den Schuhstand. Auch Frauen kommen hier auf ihre Kosten.

Ansonsten haben mich Kleider und Schuhe nicht so interessiert, bis auf diese russischen Kamelhaarsocken.
2 Paar für 20 Leu = 4 €.
Sie haben meinen kalten Füßen endlich ein Ende gesetzt – vor allem nachts. Das hat der ergonomisch gewölbte Fußraum des Cat’s Meow von North Face, meinem Schlafsack,

nämlich nicht geschafft. Mit kalten Füßen schlafen ist nicht gerade ein Highlight.

Weiter ging’s bergab zu einem Stausee und auf einer verkehrsreicheren Straße wieder aufwärts zum nächsten Pass. Es war schon der 4. wolkige Tag. Da hungerte die Elektronik. An der Pizzeria konnte ich deshalb nicht vorbei fahren. Die Gorgonzola-Pizza und das Bier waren hervorragend und  die Elektronik hat auch was bekommen. Das Handy war mit 80% ganz schön satt. Die Anker-Powerbank lässt sich nicht so leicht zufrieden stellen.

Gut gestärkt ging’s weiter und nach kurzer Zeit auf eine Nebenstraße, selbstverständlich mit Schotter, gut fahrbar. Mit diesen fantastischen Strümpfen wäre ich auch Schlimmeres gefahren!!

Die Passhöhe war eine Hochebene. Ich fand neben der Straße ein Gebäude mit einem großen überdachten Sitzplatz mit Tisch und Bänken. Dazu eine kurzgeschorene ebene Wiese. Optimal!

In der Nähe waren Hirten mit ihrer Herde. In der Nacht haben die Hunde hin und wieder heftig angeschlagen.
Meine Essenstasche hing 50 m weiter im Baum.
Der Wind trocknete abends mein Zelt innerhalb von 20 Min.  Da war der Ärger vom Morgen verflogen.

Spuren

Wolfsspur

Zum Vergleich könnt ihr hier schauen: https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=11314&edit=0

Links = vorne, 4 Zehen mit z. Teil rel. schwach ausgebildeten Krallen. von Links nach rechts ca 8 bis 10 cm. Diese Spur war am Morgen frisch nahe meinem Gepäck im Baum. Der Wolf ist also ca. 50 m entfernt an

meinem Zelt vorbeigelaufen. Wolfsspuren sind sehr häufig. Ich gehe deshalb davon aus, dass oft nachts Wölfe in meiner Nähe waren, ohne dass ich es gemerkt habe. Ich habe oft nachts Geräusche gehört, die ich nicht zuordnen konnte.

Ein Wolf mit Kind. Die Spur des Erwachsenen ist undeutlich. Es ist oft so, dass die Wölfe in ihre eigene Spur treten. Mich hat erstaunt, dass es Ende September noch so kleine Jungtiere gibt.

M. E. Bärenspur.

Hier zum Vergleich: https://www.pngwing.com/de/free-png-nsbya

5! Zehen, Krallen hier nur schlecht zu sehen, dafür die Ferse, deutlich größer und breiter als die Wolfsspur. Dies ist nur die Vorderpfote. Die

Hinterpfote ist länger, war aber nicht zu sehen. Der Bär tritt mit dem ganzen Fuß auf. 

Das ist die einzige Bärenspur, die ich gesehen habe. In der Nähe waren Bienenstöcke, ein beliebtes Ziel der Bären.

Das ist Bärenkot: schwarz, weich und mit unverdauten Anteilen, hier Preiselbeeren. Gefehlt hat der beißende Geruch, was am Alter des Kots gelegen haben kann.

Vor Brasov dachte ich, dass es in so einem offenen und relativ dicht besiedelten Gebiet keine Bären gibt und ließ meine Essenstasche vor dem Zelt liegen. Dann lest hier unter „Fauna“ nach, was dort los ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Bra%C8%99ov#Fauna

Bären

Nach der Nacht auf dem Berg war die Abfahrt auf guter Straße ein voller Genuss. Bis Miercurea ging es den ganzen Tag durch eine Ebene. Langweilig. Ich fand einen schönen Platz am Fluss und wartete, bis die Schafe abgezogen waren.

Umsonst.
Das Zelt stand, da kamen sie zurück und wollten doch mal sehen, wie so ein Radler schläft. Da im Zelt weder Blumen noch Gras zu finden waren, zogen sie weiter.

Das war neben der Abfahrt das einzig Interessante an diesen Tag. Deshalb beschloss ich, am nächsten Tag wieder in die Berge zu fahren. Er begann mit 2 Stunden im Cafe.
Guter Start.
Außerdem Handschuhe verloren und gleich wieder gefunden. Noch besser.

Auf bestem Asphalt ging es bis auf 1200 m. Da staunten selbst die Kühe

Es wäre keine Bergtour, wenn nicht die letzten 150 m Höhe über Schotter mit mindestens 10% Steigung und durch Matsch gingen.

Natürlich fluchte ich manchmal. Aber es ist befriedigender als die Ebene.

Mich fasziniert die Wildnis. Die Ebene ist kultiviert: Mais, Weide, endlose Straßendörfer – langweilig.Hier ergibt sich nach den nächsten 50 m wieder ein anders Bild und vielleicht eine andere Stimmung. Steht hinter der nächsten Biegung der Bär?

Bei der Abfahrt gab es noch
diese Überraschung.

1966 auf meiner ersten längeren Radtour habe ich im Rothaargebirge einen Meiler in Betrieb gesehen. Seither nie wieder

Durch die wilde Hundemeute 300 m oberhalb musste ich durchfahren. Da kannte ich den Trick mit der Rute noch nicht.

Nachts schlugen die Hunde heftig an. Einige Minuten nach dem wieder Ruhe eingekehrt war brummte es da drüben bei dem Wohnwagen. Langsam entfernte sich das Brummen und kam später nochmal. Am Dachgebälk hing meine Essenstasche. Ich war neugierig. Allzugerne hätte ich aufgemacht und geschaut. Aber die Reißverschlüsse sind laut und ich wollte den Bär nicht auf mich aufmerksam machen. 

Es war einer. Ich hatte am nächsten Morgen „Bär brummen“ gegoogelt und der Sound aus You Tube war genau das, was ich gehört hatte. Der Wohnwagen steht auf einer Wiese und so gab es leider keine Spuren.

Kirchenburg

Ich hatte es tatsächlich geschafft, Google Translate reibungslos in Betrieb zu setzen. Aber mein Gegenüber schaute mich verständnislos an. Frust. Die Worte, die auf mich einprasselten, verstand ich nicht. Mit Gesten und wenigen Worten wurde dann klar: er ist Ungar. Dann fiel mir ein, dass schon eine ganze Weile die Straßenschilder zweisprachig waren. Diese Gegend ist von Ungarn bewohnt. Leider brachten wir trotz Umstellung von Google Translate auf Ungarisch kein Gespräch zustande.

Hier fahren große Traktoren über große Felder. Nur wenigen bringt das Reichtum. Die meisten Menschen sind arm. Die Bildung großer Kolchosen hat die Existenzgrunglage der hier wohnenden Menschen sehr geschmälert.Das hatte der Huzulen-Förster gesagt.

Es gibt in dieser Gegend auffallend wenig Autos dafür viel verlassene Häuser. Die noch bewohnten Häuser sind oft sanierungsbedürftig. Es ist ein armer Landstrich.

So sieht das im Norden aus

Beim obigen Bild ist Brasov näher als Sighetu im Bild nebenan. Brasov ist ein vielfaches größer als Sighetu und bietet deshalb bessere Verdienst-möglichkeiten – ohne Wirkung auf die Bevölkerung im Umland.

Ich kam über die Felder gehuppelt. Zwei Kirchentürme kündigten Honigberg/Harman an. Keine Seltenheit. Die Dorfstraße war sehr lang und ländlich. Unter einer Kirchenburg hatte ich mir Größeres vorgestellt. Bin ich im falschen Ort gelandet??

Plötzlich öffnete sich die Straße ein wenig und ich stand vor ihr. Wow, mit so einem wehrhaften Bau hatte ich nicht gerechnet. Und mit so vielen Deutschen auch nicht. Bisher habe ich nur zweimal Deutsche getroffen. Hier waren es Busladungen voll und eine Karawane von Wohnmobilen mit Kennzeichen quer durch Deutschland stand vor dem Eingang. Trotzdem konnte man 1,5 m Abstand halten.

Im Wehrgang der Burg. Es ist ein sehr wehrhafter Bau: Schießscharten und Öffnungen zum Ausgießen von heißen Flüssigkeiten. Durch den breiten und überdachten Gang sowie die integrierten Türme war die Logistik einfach.

Der Ungarische König warb die Deutschen an, um das Gebiet zu besiedeln und gegen Angriffe durch Tataren und Osmanen aus Osten zu schützen. Es war also ein Deal: Land gegen militärische Leistung.

Die Besiedelung begann Mitte des 12. Jahrhunderts. Die Angriffe waren häufig und erforderten immer wieder Umbauten und Verstärkung der Wehranlagen. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund wird klar, warum die Kirchenburgen so wehrhaft sind. „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“ kann man hier wörtlich nehmen und selbst ein anerkannter Kriegsdienstverweigerer muss es für richtig halten, dass sich die Menschen gegen die Angriffe wehrten.
mehr über Siebenbürgen bei Wiki

So sieht es im Inneren aus. Die Häuser sind an die Mauer gebaut. In ihnen mussten die Bewohner bei einem Überfall zusammenrücken. Heute ist ein Museum darin. Das unverputzte Haus war anfangs eine Kapelle und wurde später zu einem Wehrturm umgebaut. Die Fresken aus dem 15. Jhd. sind noch teilweise erhalten.

Die Leitern führen zu Lebensmittel-speichern, die in das Seitenschiff der Kirche integriert sind.

Im Museum ist u. A. diese Nasszelle aus dem 19. Jhd. zu besichtigen. Insgesamt ist das Museum interessant und gibt einen guten Einblick in das Leben des 19. Jhds.

Im Dumont waren schon mehrere Kirchenburgen aufgeführt. Ich dachte, eine reicht. Leider, denn mit 8 km Umweg hätte ich noch eine weitere besichtigen können. Man kann darüber diskutieren, ob ich auf meiner Tour wie Ferkó Zoltán von Kirchenburg zu Kirchenburg fahren sollte. Da ist mir Vielfalt und die Begegnung mit Menschen wichtiger. Zoltáns Film ist nicht spannend aber sehr informativ. 

Großstädte

Diese Städte in Rumänien sind ein Graus. Es ist die Hölle darin Rad zu fahren. Oder meine ich das nur, weil ich auf dem Land die ruhigen Wege gefahren bin? Ist es in Deutschland, Frakreich, Italien genauso? Die Obektivierung ist schwierig.

Nicht nur die Radler auch die Fußgänger leiden. Die gesamte Verkehrsfläche ist krass zu Lasten der Fußgänger verteilt. Vierspurige Straßen sind das mindeste. Ohne Ampel kann die kein Fußgänger queren. Von Überweg zu Überweg braucht Oma 20 Minuten.

Der innere Zirkel in Brasov (250 000 E) ist in einer Richtung 4 bis 5-spurig. Zu Fuß nicht ohne Ampel querbar. Mit dem Rad habe ich ihn schleifend gequert. Ein riskantes Abenteuer, bei dem ich meine Handschuhe mal wieder verloren habe. Endgütig weg.

Die sternförmig abgehenden Straßen sind alle 4-spurig – überqueren lebensgefährlich. Über die Fahrspur neben mir komme ich nicht zum Ziel und fahre deshalb auf dem zu schmalen Bürgersteig. Es kommen mir zwei Polizisten entgegen. Sie laufen wortlos an mir vorbei. In Paris denkbar aber in Frankfurt?

50 € knöpft uns der beSCHEUERte seit Kurzem dafür ab!
Flucht zwischen die Blocks. Hier herrscht Ruhe. Ein Labyrint. Wenn die hier mal soviel Autos  besitzen wie die Deutschen, muss man sie in drei Lagen übereinander stapeln. Wieder raus und auf dem Bürgersteig weiter. 

Den von Google ausgewiesenen Waschsalon gibt es tatsächlich. Ich fahre nur dreimal daran vorbei, bis ich die richtige Glastüre finde. Die nette Besitzerin managed meine Wäsche. Ich habe Zeit für das Chaos dieser Stadt. Es gibt guten Cappuccino. Den habe ich gleich gefunden. Das Cafe mit Strom ist klasse, sehr nette Bedienung. Der erste Sportladen ist ein Büro für Radreisen. Ich fahre noch eine Weile durch dieses Verkehrschaos, bis ich geeignete Handschuhe habe. 

In Sibiu (150 000 E) gibt es wenigsten Kreisverkehre über die ich relativ problemlos abbiege oder auch umkehre, natürlich nur, indem ich verbotenerweise im 2-spurigen Kreisverkehr fahre. Wenn die von der inneren Spur abbiegen, wird’s gefährlich.

Ohne gute Bremsgummis und Nerven nicht empfehlenswert. Es gibt lückenhafte Radwege mit z. T. abenteuerlicher Trassierung. Aber immerhin, es gibt sie. Auch über Nebenstraßen komme ich ohne allzu große Umwege zum Ziel.

Wie toll hier zu wohnen. Alles in der Nähe, was das Herz begehrt. Die shopping mall ist direkt gegenüber.

Gibt es hier frische Luft ohne Abgasgestank? Wird man morgens von Autolärm geweckt? Wo können die Kinder frei und gefahrlos rumtoben?

Mir sind die Dörfer mit den Pferdefuhrwerken lieber.