Grenze
Ich war wie geplant um 8:30 Uhr an der Grenze und dachte ich sei einer der ersten. Falsch gedacht. Eine Traube von Radlern war schon vor mir und dementsprechend hat der Grenzübergang eine Stunde gedauert.
Barta stand hinter mir. Wie die vielen anderen Frauen vor uns fuhr sie mit ihrem Rad über die Grenze, um in der Ukraine billig einzukaufen. Sie hat schnell verstanden, wie der Translator funktioniert. So vertrieben wir uns die Zeit mit einem Gespräch über Fahrrad und Ungarn. Sie half mir auch, mit den Besonderheiten des Grenzübergangs zurechtzukommen.

Das covid Zertifikat wurde genauestens studiert. Es ist ein schwaches Bild von Deutschland, dass man es nicht einfach in mehreren Sprachen ausdrucken kann, oder dies in dem QR-Code enthalten ist. Aber der Grenzer hat es verstanden und ich bekam meinen Stempel. Weder der Nachweis, dass ich ausreichend Geld besaß noch dass ich ausreichend versichert war, wurde gefordert, wie das Auswärtige Amt meinte. Ich war in der Ukraine.
Man hatte daran gedacht, dass es mal einen Radweg geben sollte. Aber wann der ausgeführt wird steht in den Sternen. Die Straße war auf der Karte als Autobahnen dargestellt. Sie entsprach etwa einer deutschen Bundesstraße und der Asphalt war noch sehr gut.

Für geplant einen Tag in der Ukraine wollte ich keine Devisen tauschen. An der nächsten Tankstelle fragte ich deshalb, ob ich mit Karte zahlen könnte. Der Tankwart bekam schier ein Umschlag und meinte ob ich ihn veräppeln wollte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das verstanden habe und ihm klar machte, dass ich Benzin zum Kochen brauche. So bekam ich dann doch für 70 Cent meine Flasche gefüllt. Das war schon eine Aktion, die an dieser Tankstelle noch nie vorgekommen ist.
Fast alle Häuser hatten hier überbordende Weinlauben vor und neben ihrem Haus. Es hingen dicke rote Trauben dran.

Die ersten Pferdegespanne waren zu sehen. Dass ein Auto damit abgeschleppt wurde, war eine Besonderheit. ein schönes beispiel: simple Lösungen sind besser als komplizierte Technik

Dann kamen die Kuppeln der orthodoxen Kirchen. Erst blau, dann gold und schließlich beides. Und immer mehr Gold. Es mutet mich schon seltsam an, dass eine christliche Kirche in einem so armen Land eine derartige Verschwendung treibt.

Einmal weg von der „Autobahn“ wurden die Straßen abenteuerlich. Wie ich fuhren die Autos Schlangenlinien auf den Straßen. Sie waren keineswegs schneller als ich. Es war ein unglaubliches Geholpere. Ich hatte mir eingebildet, ich hätte eine sichere Art zu packen. Fehleinschätzung. Auf dieser Straße hat sich meine Isomatte verabschiedet. Der Wassersack hing am Reifen und hat ein kleines Leck bekommen. Kleine Katastrophen. Die hohe Konzentration auf die Straße und das dauernde Gescheppere am Rad hat mir die Aufmerksamkeit für mein Gepäck genommen.

Brouter führte mich weg von dieser Straße. Welch eine Erleichterung. Ich fand auch noch einen traumhaften Picknickplatz und hatte dort ein Gespräch mit drei jungen Familien. Läppische 200 m sollte es noch aufwärts gehen. Der Schotterweg war bis zu seinem Ende locker zu fahren. Dann kam ein

Waldweg mit tiefen Spurrillen, viel Schlamm und zum Schluss sehr steil in der Mitte eine 80 cm tiefe Kerbe rechts und links 30 cm Platz. Nur schieben! Auch abwärts musste ich mehrere Passagen durch den Schlamm schieben.
Ein typisches Dorf in der Ukraine, hier mit einer ungewöhnlich guten Straße. Natürlich die Kirchen. Es fällt auf, dass es wenig Autos gibt. Ein Zeichen für die Armut. Was hier fehlt, sind die vielen Fahrräder auf der Straße und die Menschentrauben an den Bushaltestellen. Wer sich kein Auto leisten kann, muss eben zu diesem Verkehrsmitteln greifen.

In einer größeren Stadt gab es ein besseres Angebot an Waren. Es war nicht westeuropäisches Niveau, aber doch ausreichend. Auch die Parks dort waren schön

Wer baut denn hier? Ich denke die Ukraine ist arm. Vermutlich wird hier das Geld verbaut, das für die Straßen gedacht war. In diesem Bereich gab es mehrere derart teure Gebäude. Einigen sah man an, dass es Firmen oder Geschäfte werden. Dieses könnte vielleicht ein Hotel werden. Aber auch dann ist es für ein Land wie die Ukraine meines Erachtens überzogen.

Schrottkisten sind das keine. Es fahren durchweg neuwertige Autos in äußerlich sehr gutem Zustand durch das Land. Alte Autos sind in der Regel Ladas. Vermutlich sind die unverwüstlich und leicht zu reparieren. Die Traktoren in der Ukraine passen zu den Feldern: riesig. Modernste Ausführung.

Vermutlich sind die unverwüstlich und leicht zu reparieren. Die Traktoren in der Ukraine passen zu den Feldern: riesig. Modernste Ausführung. Bezüglich der Pkw gilt das gleiche für Rumänien, mit dem Unterschied, dass in Rumänien die Verkehrsdichte ein Vielfaches höher ist als in der Ukraine. Dort wird durch Aufdrucke am Heck wie „Männergesangverein Hintertupfelbach“ klar, dass es gebrauchte Fahrzeuge sind. Aber sehr gute. Wir Deutsche schmeißen neuwertige Fahrzeuge weg. Welch ein Wahnsinn.
In der Theis fischt ein Silberreiher. Ihn sieht man in Deutschland wegen mangelnder alter Schilfbestände nicht so oft.

Bei diesen Wegverhältnissen war es für mich natürlich nicht möglich, an einem Tag 120 km zu fahren. Dafür fand ich diesen schönen ruhigen Zeltplatz. Bis zur Grenze waren es nur noch 20 km.


