Vichy
Warum bin ich eigentlich nach Vichy gefahren? Vermutlich weil mir der Name bekannt war. Vermutlich war er mir vom Geschichtsunterricht bekannt. In Vichy saß die provisorische französische Regierung für die nicht besetzten Regionen Frankreichs während der Nazizeit. Sie saß dort, weil Vichy eine Kurstadt war und es deshalb viele Hotels gab. Genau das ist der Grund, weshalb ich mich dort absolut fehl am Platz gefühlt habe. Sie war und ist mir zu mondän. Der Kurbetrieb hat abgenommen und das morbide Flair Einzug gehalten.
Ich brauchte eine neue Gaskartusche für meinen Kocher. Im ansässigen Sportgeschäft konnte die Verkäuferin mit den Begriffen Gaskocher bzw. Campingcocher nichts anfangen. In diesem Laden gab es nur Klamotten. Das passte zu meinen Gefühlen.
Aus der Stadt führte ein guter Radweg. Plötzlich stand ich vor dieser Absperrung. Durch die zwei Pfosten rechts ging es mit Mühe durch. Beine und Gepäck waren im Weg.

Ich fuhr noch 50 km und fand einen schönen Platz am Ufer des L‘ Allier. Es dauerte nicht lange und ein Mann kam vorbei. Solche Situationen vermeide ich möglichst, denn in Frankreich ist wild zelten verboten. Es war aber schnell klar, dass er nur Interesse hatte und ein Schwätzchen halten wollte. Nach dem woher und wohin wollte er mir erklären, wie ich fahren solle. Es dauerte etwas, bis mir klar war, dass seine Ortskenntnisse nach 30 km aufhörten. Viele Leute ahnen nicht, dass ich ein Handy mit detaillierten Karten darauf dabei habe.
über Land
Maroden Charme versprüht dieses kleine Schloss in einem Kuhdorf.

Der Zeltplatz nebenan war wie alle anderen geschlossen. Zwischen ihm und dem Wingert stellte ich mein Zelt auf und genoss diesen Abend. Auch hier gab es keinen Ärger.

Im Gegensatz zu Vichy fühlte ich mich in Beaune sehr wohl. Es ist eine schöne Stadt mit angenehmem Flair.


Radler


Lasst uns die Straße teilen. Dieses Schild habe ich sehr oft gesehen. Im Gegensatz zu Norddeutschland wurde ich hier nie angehupt. Ich fahre ein Stück auf dem Eurovelo 6 Atlantik-Schwarzes Meer. Offensichtlich radeln hier so viele Deutsche, dass ungewöhnliche Schilder französisch und Deutsch sein müssen.
Es gab eine Bank, die mich zum rasten einlud. Nachdem ich wochenlang keinen Tourenradler getroffen habe, kamen hier mehrere vorbei. Im März ist es eben allen noch zu kalt. Mittlerweile war es April. Keiner hat gegrüßt. Das war auf der Nordkapptour anders. Da fühlten sich die Radler als Familie.

Zeltplatz
Hier gab es nochmal Minusgrade. Als ich von der bereiften Wiese in den Bach stieg, war das Wasser gefühlt warm, obwohl die Quelle in Sichtweite war. Sich unter solchen Bedingungen im Gewässer zu waschen braucht Abhärtung.

Die Pforte
Von der Burgundischen Pforte sprach meine Mutter immer. Auch im Erdkundeunterricht wurde sie so genannt. Auf der Autobahn fährt man ahnungslos daran vorbei. Mit dem Rad fährt man durch.
Das Schild belehrte mich eines Besseren: Es ist die Elsässische Pforte! Das GPS sagte mir, dass ich hier ziemlich genau auf der Grenze zwischen Elsass und Burgund stand. Das Selbstbewusstsein der Elsässer war wohl in Deutschland nicht bekannt.

Auf der Burgundischen Seite ist es richtig flach.

Auf der Elsässer Seite geht es entlang vieler Schleusen bergab.

Zuhause begrüßte mich der blühende Forsythienstrauch.



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