Das Schiff fuhr am späten Nachmittag ab und kam in der Dunkelheit in Barcelona an. 30 km bis zum Zeltplatz lagen noch vor mir. In Barcelonas Westend durchstreifte ich das Vergnügunsviertel. Eine verträumte Stimmung umgab mich. Hier wäre ich gerne versackt. Aber weiter weiter… Die Brouter Route verlief über Felder. Sie war mit Zäunen und Toren gesperrt und ich musste mehrmals eine neue Route suchen. Um 23 Uhr stand ich vor dem Zeltplatz. Natürlich zu. Ich wollte schon mein Zelt am Eingang aufbauen, da kam der „Nachtportier“ und ließ mich gegen Abgabe der Personalausweises rein.
Revolution
Am Llobregat entlang ging es sanft aufwärts. Teilweise gab es sogar gute Radwege.
Der Wille zur Eigenständigkeit ist bei den Katalanen sehr ausgeprägt. Ein Radler überholte mich und sprach mich an. Ich fragte, ob Französisch oder Englisch geht. Er lachte und meinte: „nein, nur Katalan“ In Puigdemomt hat der Widerstand eine breite Basis, wie ihr hier seht.



Col Pal
Bei Baga hatte ich in Osmand ein Kirchlein im Wald entdeckt. Dort wollte ich Zelten.
Kurz davor erfasste mich ein leichtes Grausen. Oben sah ich die Passstraße. Wie soll ich von hier aus da hoch kommen?

Gar nicht! Brouter wollte mich diesen Weg hoch schicken. So viel zu den tollen Routingprogrammen!
Oben sah ich später ein Wanderwegschild in Richtung Kloster, aber keinen Weg dazu. Also auch das Wandern ist hier rauh.

Am nächsten Tag:
Der Anfang sieht ja ganz locker aus.

Die BV4024 verläuft parallel zur E09. Aber die Abstände sind so, dass man den Verkehr kaum hört.
Hier war wohl eine Treibjagd, denn alle 50m stand einer mit der Knarre und es war ständig Hundegebell zu hören.
Nicht erschrecken. Das da oben ist grad Mal die halbe Höhe und die Puste geht schon ordentlich.

Hier oben gibt’s Almwirtschaft. Da wird der gute Pyrenäenkäse hergestellt. Für 1€/100g gibt es schon ein richtig gutes Stück. Warum ist der bei uns so teuer?

Blick zurück. Wenn ihr reinzoomt, dann erkennt ihr in etwa mittlerer Höhe im linken Drittel eine Brücke der E09. Rechts davon, etwa in Bildmitte, seht ihr das Tunnelportal. Der markante Strich mit dem Knick davor ist die BV 4024.

Von der Stirne heiß
rinnen muss der Schweiß!
Sieht hier leicht aus, ist aber ziemlich steil. Die geraden Stücke konnte ich noch im 1. Gang fahren, die Kurven habe ich geschoben.

Unverkennbar Spanien! Dali oder eher Miro lassen grüßen.

Blick zurück in die Berge.

Die letzten m vor dem Pass und
die letzten Kraftreserven. Die Beinles brennen wie die Sonne.

Hurra ich bin oben!
Saukalt und windig ist es hier. Trotz Hunger kein Platz für Pause.


Nach wenigen m hört der Asphalt auf, wie schon das Satellitenbild gezeigt hat. Nur die Qualität war nicht zu erkennen.
Die Pistenraupen haben die oberen 10 cm aufgewühlt, so dass es ein weiches Gemisch ist. Mit Mühe ist das fahrbar. Das Schmelzwasser macht das aber zu einem Schlamm, der sich zwischen Reifen und Schutzblech verklemmt und von dort auf die Kette und das Schaltwerk fällt. Richtig fein!!!
Fast alles bergab schieben.
Vorne die übliche Beschaffenheit, hinten ist der Weg verschneit. Das geht. Im Wald ist er vereist. Das ist so glatt, dass man kaum gehen kann. Mit dem Rad an der Hand ist das nochmal eine Steigerung. Ca 1 km/h.

Hier musste ich über die Skipiste.
Anders als auf dem Foto sah das in Natur sehr steil und nicht gehbar aus. Neben der oberen Kurve mit dem Skifahrer seht ihr rechts den Weg weiter gehen. Wie man dahin kommt, sah ich auch in der Natur nicht.

Deshalb entschied ich mich, zurück zu schieben und einen Grasweg hinab zu fahren. Osmand hatte recht. Er endete an einem Seilbahnmast. Kein Weiterkommen. Also wieder zurück schieben durch Schlamm, Eis und Schotter. Da war 1 h um.
Ich machte mich mit dem Rucksack auf den Weg. Und siehe da, der Schnee war, diesmal Dank der Pistenraupen, sehr griffig und flach und auf der anderen Seite ging ein Weg nach oben. Gepäck und Rad habe ich einzeln getragen. Nach 15 min war ich drüben und es ging weiter. Nach kurzer Stecke war ein Weg abwärts als Radweg ausgewiesen. Also der muss ja irgendwo ankommen. Erleichterung!
Es ging weiter steil abwärts, immer schottrig, teilweise sehr weicher Schotter. Ich erreichte den Parkplatz. Von dort ging es auf glattem Asphalt weiter. Das war wahrer Genuss. Der Supermercado hatte noch offen und außer guten Sachen gab’s dort auch Wasser. Ich konnte noch in der Dämmerung essen.
Aussicht
Am nächsten Tag ging es über den Pass Puymorens. Die Bergfahrt war leicht. Die Franzosen konnten es kaum glauben, dass einer mit diesem Gepäck den Pass hoch fährt. Sie winkten, hupten und drückten sich die Nase an der Scheibe platt. Dieses Echo tat mir gut.
Weiter ging es über diesen Pass, bei weitem nicht so hoch, dafür aber steil. Ich musste viel schieben.

3 Stunden habe ich hier Pause gemacht. Das sagt alles. Es war traumhaft.

Sauberkeit
Die persönliche Sauberkeit auf dieser Tour lässt zu wünschen übrig. Die Nordlandtour war eine Größenordnung sauberer. Das liegt einfach an der Temperatur. Im Norden war es von 10 bis 19 Uhr warm genug zum Baden und die Gewässer waren super sauber. Hier bei -2 bis +8 Grad morgens und <10 Grad Abends erfriert man, wenn man sich in einem Gewässer wäscht. Auf der Hinfahrt war es auch mittags oft so windig, dass ich stark ausgekühlt wäre. Außerdem war mittags fast immer viel Publikumsverkehr. Erst die letzten Tage habe ich auch abends mal gebadet.
Ein 2. Punkt sind die Gewässer. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, wie sauber die nordischen Gewässer sind. Dagegen sind sie im mittleren Europa eine trübe Brühe.
Die Campingplätze sind alle geschlossen. Außer mir zeltet um diese Jahreszeit hier niemand. Also warm duschen und Wäsche waschen ist auf diesem Weg nicht möglich. Es gibt aber oft an den Supermärkten Waschmaschinen und Trockner, so dass die Wäsche kein Problem ist.
Carcasonne
So ein schöner, sehr ruhiger Zeltplatz ist ein Bild wert.

Wie würde das aussehen, wenn hier mit viel Geld viel Beton und Glas verbaut wäre? Ich finde, dass ältere, nicht so reiche Orte viel mehr Charme haben.

Die nette Bäckerin empfahl mir dieses Pain d’Anis. Es war ausgesprochen lecker und war schnell aus meinem Gepäck verschwunden.


Trotz der 8 Mio Besucher pro Jahr: Carcassonne ist sehenswert. Aus der Gallo-Romanischen Epoche um 400 n. Chr. sind noch ein paar Steine zu sehen. Bis in das 14. Jhd. wurde hier gebaut. Einem Bauingenieur macht das natürlich Spaß, die verschiedenen Gemäuer zu studieren.
Im Sommer wollte ich hier allerdings nicht durch gehen.



Hinterlasse einen Kommentar