Die Liegesessel auf dem Schiff waren denkbar unbequem. Glücklicherweise hatte ich meinen Schlafsack mit hoch genommen. Ich suchte mir außen eine Bank und legte mich dort hin. Der Kamin brummte heftig schäg über mir. Ich schlief trotzdem sofort ein und wachte die ganze Nacht nicht auf. Das ist ein guter Nebeneffekt der Radtouren: durch die viele Bewegung schlafe ich immer sehr gut. Weder Unebenheiten noch Kälte und Lärm, wie in diesem Fall, stören mich.
Ich wachte auf. Es war taghell und totenstill. Wir waren im Hafen!!! Wie lange schon? Ich packte eilig meine Sachen. Ein Überwachungkamera schaute mir dabei zu. Na ja, nicht schlecht. Da konnte mir niemand was klauen.
Runter ins Parkdeck. Das war schon fast leer. Das Peronal grinste mich an. Sie hatten mich wohl gesehen und spekuliert, ob ich noch rechtzeitig unten ankomme.
Mein Rad war platt wie eine Flunder. Ich schob zu nächsten Bank, setzte mich und suchte bei Google Maps nach dem nächsten Radladen.
Ein hupendes Auto fuhr vorbei. Das waren die „Tandemfahrer“.
2 km schieben. Öffnung um 9:00. Ich wartete bis 9:05. Ein Passant meinte, dass dauerhaft geschlossen wäre. Malle wird normalerweise von Radlern überflutet. Aber nicht im März. Da fährt keiner. Außer mir. Und ich fuhr nicht sondern schob. Nochmal 2 km bis zum nächsten Radladen.
Dort musste ich klingeln. Tatsächlich kam nach wenigen Minuten ein junger Mann. Als er den Schaden sah, hatte er größtes Verständnis. Es gab den richtigen Mantel und mein Rad war bald wieder flott.

Mit Umwegen erreichte ich das Hotel. Mein Outfit und dieses piekfeine Hotel waren ein krasser Gegensatz. Die Damen an der Rezeption bewahrten die Fassung, als sie mich sahen. Nein, die anderen waren noch nicht da. Nach drei Stunden begüßten wir uns mit Hallo. Rosa hatte die passende Kleidung für mich im Gepäck.
Abends gab es die Schlacht am kalten Büffet. Nein, keine Schlacht. Dafür war der Überfluss zu groß. Was fehlte wurde sofort nachgelegt. Ich ließ es mir hemmungslos gut schmecken. Die Anderen, auf ihre schlanke Linie bedacht, staunten, welche Menge in so einen Radlermagen passt. Kein Problem. Das war die Energie für die Route, die noch vor mir lag. Jedenfalls bin ich mit weniger Kilo angekommen als ich abfuhr.
Der frische Wind ließ die Palme tanzen.

In der Altstadt von Palma. Ich hatte Voruteile: Mallorca = Ballermann. Die Strandbebauung ist manchmal grauenhaft, z. B. in Magaluf. Aber Palma hat eine sehenswerte Altstadt. Außerdem lebte dort Picasso.

Kunst in Palma

In Picassos Küche hingen Zeichnungen von Kindern. Davon ließ sich der große Meister inpirieren.

Picassos Garten ist ein traumhafter Ort, den man am liebsten nicht mehr verlassen möchte.

Gibt es eine bessere Metapher für „der Süden“ als Orangen?

Die Hotels an der Südküste sind große Blöcke aus Beton. Hässlich! An der Nordküste steht alte Bausubstanz. Das menschliche Maß ist hier gewahrt und alte Baustoffe dominieren. Die Orte haben ein gemütliches Flair. Hier würde sogar ich Badeurlaub machen.
Aber Frankreich ruft.


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