Ein Mallorca-Gesundheitsurlaub steht auf dem Plan. Ob ich mitkomme? Schnell war geklärt, dass ich mit dem Rad nach Barcelona fahre und übersetze. Meinen guten ökologischen Fußabdruck hebe ich mir für andere Untaten auf.
Am 20.02.2019 ging es los. Es war sonnig und die .Burg Landeck winkte mir zum Abschied. Deutschland hat schöne Ecken und die Pfalz gehört dazu. Mich beeindrucken besonders die Dörfer mit den vielen teils stilgerecht schön sanierten Fachwerkhäusern.
Das ist im Elsaß nicht so häufig. Dafür brüten schon mal die Störche auf dem Kirchturm.

10 m hinter der Grenze habe ich gemerkt, hier ticken die Radeluhren anders als in Deutschland. Überall Radwege, fast alle in technisch einwandfreiem Zustand. Der Asphalt war auf dem Radweg manchmal besser als auf der Kfz-Fahrbahn. Die Ausschilderung ist gut und oft von weitem zu erkennen.
Im Internet habe ich die Radfernwege nicht gefunden, aber in der Wirklichkeit. Sie sind prima. Glatter Asphalt, gut ausgeschildert.
Das habt ihr Franzosen wirklich prima gemacht. Viel besser als die Deutschen!

In La Wantzenau bin ich auf der Suche nach einem Zeltplatz auf die Hütte am Altrhein gestoßen. Obwohl die Luft mit dem Zivilisationsrauschen gefüllt war, war es ein traumhafter Platz.

Das Glucksen des Rheins, die Vogelstimmen, später der Kautz und die bellenden Füchse: all das hat mich in den Zauberwald versetzt. Die alten Kopfweiden und der Nebel haben dabei mitgewirkt.
Ich legte mich ohne Zelt in die Hütte. Da es recht frisch war, spürte ich, wieviel wärmer es in einem Zelt ist. Die Wärme fehlte mir .
Straßburg ist natürlich ein Schmuckstück, das seinesgleichen sucht.
Die Industriegebiete und Hochhausviertel im Süden bringen es aber wieder auf das Normalmaß einer europäischen Großstadt zuück.

Bis Mulhouse ging es am alten und ausgedienten Kanal Rhone au Rhin entlang. Obwohl nicht asphaltiert lies sich dieser Radweg hervorragend fahren.

Auch für mein Zelt gab es einen Platz.

Seit drei Tagen fahre ich fast nur noch auf Radwegen abseits der Straßen. Es ist traumhaft.
Felix
Ist er ein Lebenskünstler, ein Träumer, ein Clown? Ich weiß es nicht. Glücklich, wie sein Name sagt, ist er auf jeden Fall. Ein Versager ist er nicht. Er bringt seine Vorhaben fertig, die ungeliebten und die geliebten: sein Studium und sein Fahrradboot.

Als ich dieses Objekt sah, wäre ich vor Interesse fast vom Rad gefallen. In der Hütte klimperte die Gitarre, während ich mir einen ersten Eindruck verschaffte. Er nahm mich wohl wahr, kam heraus und wir begannen unser Gespräch.
Felix hat kein Reiseziel. Er fährt um sein Lebensziel zu finden. Den ersten Schritt hat er getan, in dem er eine mir wohlbekannte kindliche Idee verwirklichte, denn auf die Idee, ein Fahrradboot zu bauen, kommt kein Profi in seinem Optimierungswahn. Alles daran hat er selbst gemacht.

Die Haut seines Wohnwagens ist aus Hasendraht und Zeitungspapier. Als ich ihm erzählte, dass ich in meiner Jugend ein zwei Meter großes Nashorn mit der gleichen Technik gemacht habe, hatten wir einen Riesenspaß.

Da auch er ein technisches Studium absolviert hat, waren wir schnell bei Gfk-Beschichtung, Kevlar und Bruch von Schweißnähten. Gewusst hat er eigentlich alles. Nur so manches hat er beim Bau nicht berücksichtigt. Wenn ich ihm vielleicht was schenken konnte, dann die Einsicht, dass sein Wissen aus seinem Studium wertvoll ist und er es anwenden sollte.
Materiell schenkte ich ihm einige meiner lösbaren Kabelbinder: klein, leicht aber um so praktischer.


Gastfreundschaft
Man sah dem Dorfplatz an, dass die Menschen hier andere Sorgen hatten, als ihn zu pflegen. Immerhin bot die Steinbank ausreichend Platz für Kocher und meinen Lebensmittelverlag.

Sie kam mit ihrem kleinen Peugeot und bog in den Hof des gepflegtesten Anwesens am Platz ein, während ich meine Paté de Canard genoss. Nach wenigen Minuten kam sie wieder aus ihrem Haus und ging auf mich zu. Eine Bilderbuchfranzösin. Ob ich was bräuchte? Was sie mir bringen könnte? Verdattert sortierte ich mein Französisch und meine Gedanken. Nein, ich brauche nichts. Sie blieb hartnäckig: vielleicht Wasser? Ja natürlich und ich drückte ihr meinen Kanister in die Hand. Die Aldi Aprikosen, von denen Sie nur eine nahm, waren ein schwacher Dank für das super gute Gefühl, genügend Wasser für den ganzen Tag zu haben.
Es bewahrheitete sich wieder einmal, was in fast allen Radlerblogs zu lesen ist: bei den Menschen, die nicht im Überfluss leben, ist die Gastfreundschaft am größten.
Kalt
Ein Aspekt dieser Reise ist zu erfahren, wie ich mit der Kälte zurechtkomme. Vor der Abfahrt war es oft regnerisch bei +3 bis +5 Grad. Das ist so ziemlich das Unangenehmste, das ich mir vorstellen kann. Bei so einem Wetter noch Zelt auf- und abbauen? Da bekam ich schon Zweifel an der Reise.

Ich blieb davon verschont. Es war sonnig aber kalt und in Gewässernähe zusätzlich feucht. Mehrfach war Bodenfrost und einmal war das Außenzelt innen und außen zugreift. Die kälteste Nacht war die ohne Zelt. Ich führe das auf den Wind zurück. Kleinste Luftbewegungen erhöhen sofort das Kälteempfinden und umgekehrt wird es sofort wärmer, wenn man ins Zelt kommt.
Reifschatten
wie Goldsworhty’s Regenschatten

Wenn die Sonne weg war, wurde es sofort kalt. Mit Pulli, Swetshirt und Windjacke ging es, aber die Hände wurden schnell kalt und steif.
Schlimmer war es am Morgen. Hände und Füße wurden in wenigen Minuten unangenehm kalt.
Abendessen

Nach einer halben Stunde fahren wurde der Oberkörper, nach einer Stunde wurden die Hände und nach zwei Stunden die Füße warm. Pulli und Swetshirt musste ich nach der halben Stunde ausziehen um nicht allzusehr zu schwitzen.
An der Saone fand ich diesen traumhaften Platz. Nachts fuhren die Lastkähne. Das tuckern ihrer Motoren war beruhigend. Die Wellen klatschen ans Ufer.
Ich hatten den Eurovelo 6 Atlantik-schwarzes Meer und den voie bleu verlassen und fuhr auf dem voie verte richtung Lyon.

Unterwegs machte ich Halt in Taize und fuhr an Cluny vorbei. Da meine Camera seit ihrer Taufe in Hamburg immer wieder Probleme mit dem Fokus hat, gibt es keine Bilder davon. Diese beeindruckende Burg habe ich von der Unschärfe einigermaßen befreit.

Lyon
15 km vor Lyon Zentrum ist es noch ländlich. Hier fand ich einen Platz für die Nacht. Der ganze Tag war für Lyon reserviert.



Das Musee des Confluences steht am Zusammenfluss von Saone und Rhone. Es befasst sich mit großen universellen Fragen: dem Ursprung und der Zukunft der Menschheit, der Vielfalt der Kulturen und Gesellschaften sowie der Stellung des Menschen in der lebendigen Welt.



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